
FEdA Impulstagung in Frankfurt
Am 9. und 10. Mai 2023 fand in Frankfurt am Main die FEdA Impuls-Tagung „Wie kommen wir in die Transformation?“ statt, an der Vertreter:innen der
Ziel von ECO²SCAPE ist die Generierung des notwendigen System- und Handlungswissen zum Erhalt und zur Steigerung der Wertschätzung von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen in Kulturlandschaften. Die Forschungsarbeiten orientieren sich am Konzept der Multifunktionalität von Landschaften, in dem Perspektiven auf und Präferenzen bzgl. Biodiversität und Ökosystemleistungen von unterschiedlichen Interessengruppen berücksichtigt und integrativ betrachtet werden. In einem interdisziplinären Forschungsansatz entwickelt ECO²SCAPE aktuelle Methoden aus den Bereichen Agrarsoziologie, Politikwissenschaften, Ökoakustik, Machine Learning, Landschaftsökologie, Umweltökonomie und ökologisch-ökonomischer Optimierung weiter und verknüpft diese in innovativer Form. ECO²SCAPE erarbeitet so praxisrelevante Ansätze und Politikempfehlungen zum Schutz von Biodiversität und Ökosystemleistungen (insb. ergebnisorientierte und kooperative Honorierungen) und bringt diese in die pilothafte Umsetzung. Dies wird erreicht, indem bei der Entwicklung von Maßnahmen und Politikinstrumenten ökologische, ökonomische und soziale Rahmenbedingungen und Governance-Strukturen bspw. im Rahmen der Akzeptanzerfassung berücksichtigt werden. Parallel wird untersucht, im Rahmen welcher lokalen Governance-Strukturen Maßnahmen zukünftig – auch außerhalb von Politikinstrumenten – in der Modelregion initiiert und implementiert werden können.
Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der koordinierten Entwicklung von Maßnahmen, die auf Landschaftsebene zusammenwirken und damit eine größere Wirkung auf die biologische Vielfalt haben als Maßnahmen einzelner Betriebe. Um solche Maßnahmen umzusetzen, müssen die Landwirte zusammenarbeiten und Biotopverbünde herstellen. Beispiele für kooperative Maßnahmen sind zusammenhängende Grünstreifen oder die gemeinsame Pflege oder Anlage von Hecken.
Praktische Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt werden unter Brücksichtigung regionaler Biodiversitätsziele und Leitbilder gemeinsam mit Landwirt*innen der Modellregion in einem Co-Design Prozess entwickelt und pilothaft umgesetzt.
Bestehende Politikinstrumente und Governance-Strukturen werden bezüglich ihres Potentials ergebnisorientierte und kooperative Maßnahmen zu unterstützen analysiert, um zielgruppenorientierte Politikempfehlungen für einen innovativen Politikmix abzuleiten.
Werte und Rollenwahrnehmungen von verschiedenen Interessengruppen werden analysiert, um ein umfassendes Verständnis über die Wertschätzung von Biodiversität und Ökosystemleistungen zu erlangen.
Ein Deep Learning Modell zur automatisierten Artbestimmung von Vogelstimmen wird entwickelt.
Räumliche Modelle von Biodiversität und Ökosystemleistungen werden genutzt, um die Effektivität von Maßnahmen auf Landschaftsebene zu bestimmen.
Die Kosten der Maßnahmen, sowie „wertebasierte“ Kostenfaktoren, werden zur Weiterentwicklung ergebnisorientierter und kooperativer Maßnahmen ermittelt.
Ökologisch-ökonomische Modelle werden zur optimierten Allokation von Maßnahmen und zur Entwicklung eines softwarebasierten Planungstools für die Modellregion genutzt. Eine übertragbare Optimierungssoftware zur Analyse ergebnisorientierter Honorierung wird entwickelt.
Die Koordination und das Management umfassen die interne Projektstruktur und die Vernetzung mit anderen Projekten und Partnern.
Sämtliche Erkenntnisse und Ergebnisse des Projekts werden über die Modellregion hinaus kommuniziert und verstetigt. Die Übertragbarkeit entwickelter Maßnahmen und Methoden wird in drei kooperierenden Biosphärenreservaten geprüft.
und Umsetzung praktischer Maßnahmen zum Erhalt von Biodiversität und Ökosystemleistungen unter Berücksichtigung regionaler Biodiversitätsziele und Leitbilder
In einem Co-Design-Prozess mit Stakeholdern der Modellregion werden Maßnahmen zum Erhalt von Biodiversität und Schutz von Ökosystemleistungen entwickelt, die auf landwirtschaftlichen Flächen durch im Projekt beteiligte Betriebe umgesetzt werden. Diese Maßnahmen werden spezifisch auf die ökologischen und sozio-ökonomischen Bedingungen in der Modellregion zugeschnitten. Bei der konkreten Ausgestaltung werden regionale Biodiversitätsziele und normative Leitbilder für die Modellregion berücksichtigt und gemeinsam mit Akteur*innen der Zivilgesellschaft weiterentwickelt, ebenso wie die für die Landwirte entstehenden Kosten und Herausforderungen. Es erfolgt eine Einbettung in Politikinstrumente (ergebnisorientierte und kooperative Honorierung) und Governance-Strukturen.
geeigneter Flächen und Modellierung der zu erwartenden ökologischen Effekte von Maßnahmen im Landschaftskontext der Modellregion
Die ökologischen Effekte von aktuellen und potentiellen Maßnahmen zum Schutz von Biodiversität (Vögel, Pflanzen, Heuschrecken, Fledermäuse) und Ökosystemleistungen (Kohlenstoffspeicherung, Wasserreinigung) werden im Landschaftskontext, d.h. unter Berücksichtigung von Umweltgradienten, Landnutzung, Landschaftsstruktur (Komposition und Konfiguration), bewertet, um besonders geeignete Maßnahmen und deren räumliche Allokation in der Landschaft zu bestimmen. Räumlich-explizite Ergebnisse der soziologischen Begleitforschung (transect walks mit Landwirt*innen), Daten Dritter (u.a. Zentrale Artdatenbank des LfULG) und im Projekt erhobene Datensätze (z.B. Brutvogelkartierungen) werden dabei zur Modellierung genutzt, um die Habitateignung für die ausgewählten Indikatorarten spezifischer vorherzusagen.
bzgl. Schutzmaßnahmen für Biodiversität und Ökosystemleistungen steigern sowie die gesellschaftlichen Akzeptanz untersuchen
Wichtige Faktoren bzgl. Akzeptanz von Maßnahmen und Politikinstrumenten sowie gesellschaftlichen Werten in Bezug auf Biodiversität und Ökosystemleistungen in der Modellregion werden mittels Interviews sowie ethnographischer Methoden und empirischer Sozialforschung (u.a. transect walks, Analyse sozialer Netzwerke, Befragung der Zivilgesellschaft) erfasst. Auf dieser Grundlage werden zugeschnittene Konzepte und Formate (u.a. lokale Veranstaltungen, Workshops, Tagesexkursionen, Bildungsmodule „Landwirtschaft und Biodiversität“) für die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit innerhalb und außerhalb der Modellregion entwickelt und umgesetzt, um die Wertschätzung von Biodiversität und Ökosystemleistungen in der Gesellschaft zu fördern.
für bestmögliche Übertragung
Während die Maßnahmen im Kontext der Modellregion entwickelt, umgesetzt und wissenschaftlich begleitet werden, widmet sich ECO²SCAPE zudem der Übertragbarkeit der im Projekt entwickelten Instrumente, Maßnahmen und Konzepte. Ziel ist es, die Faktoren, Anpassungsoptionen und Einschränkungen für eine erfolgreiche Übertragbarkeit zu analysieren. Dazu gehört unter anderem die Analyse der individuellen und verbindenden Faktoren von räumlichen und gesellschaftlichen/demographischen Strukturen, regionalen Förderkulissen, Governance-Strukturen, Strukturen von landwirtschaftlichen Betrieben und Werthaltungen der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen. Ausgewählte Ergebnisse werden mit den Verwaltungen der kooperierenden Biosphärenreservate auf ihre Übertragbarkeit praktisch getestet.
für das akustische Biodiversitätsmonitoring erproben und weiterentwickeln
Auf Basis ökoakustischer Aufnahmen in der Modellregion werden neue Machine Learning-Methoden zur Erkennung von Vogelarten der Agrarlandschaft entwickelt. Zur Aufzeichnung der Audiodaten werden kostengünstige Geräte (Modell AudioMoth) mit langer Batterielebensdauer und großer Speicherkapazität verwendet, die auch zur Aufzeichnung von Heuschrecken und Fledermäusen im Projekt genutzt werden können. Die Ergebnisse des ökoakustischen Monitorings werden mit unabhängigen Kartierungen und mit Modellergebnissen verglichen und verknüpft. Langfristig sollen Landwirt*innen und Naturschutzvertreter*innen diese innovative Technologie einsetzen, um Informationen zur Effektivität von Vogelschutzmaßnahmen zu erhalten. Konzepte zur ergebnisorientierten Honorierung unter Einbezug der Monitoringergebnisse werden in ECO²SCAPE getestet.
mittels ökonomisch-ökologischer Modelle und eines softwarebasierten Planungstools
Es werden ökologisch-ökonomische Modelle entwickelt, welche Ergebnisse aus Kostenberechnungen, ökoakustischem Monitoring und landschaftsökologischen Modellen integrieren und Werthaltungen der Landwirt*innen berücksichtigen. Diese Modelle werden genutzt, um (i) zu untersuchen, wie kooperative Honorierung in einer realen Landschaft ökonomisch effizient ausgestaltet werden kann, (ii) eine am Beispiel der Modellregion erarbeitete (aber prinzipiell übertragbare) Optimierungssoftware zu entwickeln, welche es ermöglicht, die Effizienz ergebnis- und maßnahmenorientierter Honorierung zu vergleichen und (iii) gemeinsam mit dem LPV ein softwarebasiertes und an die spezifischen Bedürfnisse der Region angepasstes Planungstool zu entwickeln, welches u.a. die kosteneffiziente Optimierung von Maßnahmen auf Landschaftsebene mit Blick auf Biodiversität und Ökosystemleistungen ermöglicht.
durch Integration biodiversitätsfördernder Maßnahmen in Politikinstrumente und Governance-Strukturen
Auf Basis der erarbeiteten Maßnahmen soll ein innovativer Politikmix gestaltet werden. Der Fokus liegt dabei auf der Integration ergebnisorientierter und kooperativer Honorierungen in bestehende Politikinstrumente auf Landesebene. Neben ökonomischen Instrumenten, werden auch regulatorische (insb. Fachrecht) und informatorische (Beratungs- und Informationsangebote) Instrumente berücksichtigt. Es wird zudem untersucht, welche Governance und Anreiz-Strukturen notwendig sind, damit Maßnahmen von verschiedenen Akteur*innen (bspw. Naturschutzverbände, Ortsgruppen, Bildungseinrichtungen) zukünftig eigenständig entwickelt und umgesetzt werden können. Neben Entscheidungsträger*innen und Landwirt*innen werden private und lokale Finanzierer*innen sowie potentielle ‚Projektträger‘ aus der Zivilgesellschaft (Stiftungen, Vereine, Unternehmen) einbezogen, die Maßnahmen künftig im Sinne von bottom-up Prozessen entwickeln und umsetzen können.
Die Modellregion liegt in Nordsachsen, ist Teil der Naturregion “Sächsisch-Niederlausitzer Heideland” und gehört zum Wirkungsbereich „Altkreis Delitzscher Land“ des Praxispartners LPV. Die Region ist durch eine intensive, aber auch diverse Landnutzung charakterisiert, enthält ausgewiesene, biologisch einzigartige Schutzzonen und ist repräsentativ für viele Kulturlandschaften Deutschlands.
ECO²SCAPE wird gemeinsam mit Landwirt*innen und anderen Stakeholdern Maßnahmen zum Erhalt von Biodiversität und Ökosystemleistungen basierend auf regionalen Biodiversitätszielen und Leitbildern entwickeln (Co-Design), in die pilothafte Umsetzung bringen und mit einem innovativen und systemischen Forschungsansatz wissenschaftlich begleiten. Ausgewählte bestehende Maßnahmen auf Acker- und Grünland werden dabei so um- bzw. neugestaltet, dass sie auf eine möglichst breite Akzeptanz bei den relevanten Stakeholdern und in der Zivilgesellschaft stoßen und aus ökologischer wie ökonomischer Sicht effizient sind. Dazu gehören bspw. Bewirtschaftungsweisen im Bereich der extensiven Getreidebewirtschaftung (verringerte Bestandsdichte im Acker, reduzierte Bodenbearbeitung, blühende Zwischen- und Untersaaten), Schutzstreifen (Blühstreifen, Brachstreifen, Grasstreifen) oder extensiven Grünlandnutzung (Nutzungsruhe während der Brutzeit, extensive Beweidung). Ein wichtiges Element bei der Entwicklung der Maßnahmen wird die Ausgestaltung ergebnisorientiertet Honorierungsansätze und kooperativer Maßnahmen.
Hier finden Sie fortlaufend unsere aktuellen Projektergebnisse (Links zu den Dokumenten finden Sie im Fettdruck)
Factsheet 1: Landnutzung in der Modellregion (Download)
Factsheet 2: Machine Learning für das Biodiversitäts-Monitoring (Download)
Factsheet 3: Ergebnisorientierte Maßnahmen für den Naturschutz in Agrarlandschaften: Herausforderungen und Ausblick (Download)
Hölting L, Busse M, Bülow S, Engler JO, Hagemann N, Joormann I, Kernecker ML, Larondelle N, Sturm A, Turkelboom F, Wätzold F, Cord AF (2022): Co-design: Working with farmers in Europe to halt the loss of biological diversity. Ecological Evidence and Solutions. 3:e12169.
Hölting, L., Speck, S., Rodriguez Barrera, G., Wendler, J. (2022) Assessing the importance of flowering weeds in agricultural landscapes. Conference Poster (ECCB, 2022, Prague)
Kernecker, M., Cord, A., Hagemann, N., Wendler, J., Knierim, A. (2022) Farmers’ relational values shape autonomy in biodiversity conservation practice -a case study from Saxony, Germany. Conference Poster (FEdA Conference, 2022)
Ogawa, R., Engler, J., Cord, A. (2022) Habitat selectivity of a farmland bird depending on the presence of agri environment schemes. Conference Poster (FEdA Conference, 2022)
Cord, A. et al. (2022) Co-designing ecologically and economically efficient measures for conserving biodiversity at landscape level. Conference presentation (IALE, 2022)
Das transdisziplinäre ECO²SCAPE Konsortium besteht aus zwei Universitäten (TU Dresden, BTU Cottbus-Senftenberg), einer außeruniversitären Forschungseinrichtung (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V.) und zwei Praxispartnern (Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e.V., Nationale Naturlandschaften Deutschland e.V.) und vereint Expertise aus den Bereichen Agrarsoziologie, Politikwissenschaften, Ökoakustik, Machine Learning, Landschaftsökologie, Umweltökonomie und ökologisch-ökonomischer Optimierung.
Mehr Informationen zu unserem Lehrstuhl gibt’s auf der Startseite
➝ Technische Universität Dresden (TUD):
Professur für Modellbasierte Landschaftsökologie: Prof. Dr. Anna Cord, Dr. Lisanne Hölting, Dr. Nina Hagemann, Dr. Jan Engler, Julian Wendler;
Professur für Maschinelles Lernen für Computer Vision: Prof. Dr. Björn Andres, David Stein
➝ Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e.V. (LPV): Stefanie Bülow, Andreas Vierling
➝ Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU): Prof. Dr. Frank Wätzold, Dr. Astrid Sturm, Dr. Charlotte Gerling, Dr. Nonka Markova-Nenova
➝ Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. (ZALF): Dr. Maria Kernecker
➝ Nationale Naturlandschaften e.V. (NNL): Dr. Neele Larondelle, Kerstin Emonds
➝ Prof. Dr. Andrea Knierim (Agrarsoziologie; Universität Hohenheim)
➝ Dr. Stefan Schröder (Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung)
➝ Dr. Michael Beckmann (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Landschaftsökologie)
➝ Honorarprof. Dr. Dr. Martin Drechsler (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ; Ökologisch-ökonomische Modellierung)
➝ Thomas Klepel (Naturpark Dübener Heide)
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